Empfehlung:

 

Der gebürtige Koddener Paul Girnstein hat die Erinnerungen an seinen ersten Maizug zu Beginn der sechziger Jahre in einem kleinen, 56-seitigen, Bändchen niedergeschrieben.  Das Büchlein ist in Form einer lockeren Erzählung zu großen Teilen im heimischen Dialekt verfasst. Mit über 50, meist farbigen, historischen Fotografien gibt es einen großartigen Einblick in die, leider nach hunderten von Jahren erloschene, Tradition des Fischzuges an der Wied bei Kodden. Wie bei Kodden wurde der Maizug auch in Teilen unserer Genossenschaftsstrecken durchgeführt.  Paul Girnstein hat ein einmaliges Kleinod zur Heimatkunde unserer Region geschaffen.

 

Interessenten an dem kleine heimatkundlichen Werk können sich gerne beim zweiten Vorsitzenden der Fischereigenossenschaft, Paul Krumscheid, melden. Wir geben Ihre Anfragen gerne an Paul Girnstein weiter. 

 

 

 

Historie der Neustädter Fischerei-Genossenschaft

 

Seit dem Mittelalter wurde in der Wied sowohl vom Adel als auch von den ortsansässigen freien Bauern der Fischfang ausgeübt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten sich die Fischereiberechtigten darüber Gedanken, wie die Fischerei an der Wied zur Erhaltung des Fischbestandes geregelt werden könne. Und so wurde am 2. April 1923 die Freiwillige Fischerei Genossenschaft Neustadt“ gegründet und eine Satzung aufgegeben.

 

Danach hatte die Genossenschaft den Zweck, den Fischbestand zu erhalten und die Fischerei an der Neustädter Wied zu fördern. Dies sollte durch Einlegung von Schonzeiten für Weißfische erfolgen. Die Ausgabe von Fischereierlaubnisscheinen war nunmehr  dem Vorstand der Freiwilligen Genossenschaft übertragen. Dies sollte gegen Erhebung einer einheitlichen angemessenen Gebühr erfolgen. Die dadurch eingehenden Geldmittel sollten zum Einsetzen von Fischbrut verwendet werden. Jedes Genossenschaftsmitglied war nun verpflichtet, Personen ohne Berechtigung, die sie beim Fischfang an der Wied antrafen, umgehend dem Vorstand zu melden und anzuzeigen. Des Weiteren durften große Fischzüge nur noch auf Anordnung des Vorstandes erfolgen.

 

Über Jahrzehnte bewährte sich die für die damalige Zeit fortschrittliche Gründung der Genossenschaft, die viel für die Wied und ihren Fischbestand tat, ohne dass das heute unerlässliche Schlagwort „Umwelt- und Naturschutz“ den Genossenschaftsmitgliedern bekannt war.

 

Im Laufe  der Jahre traten allerdings immer mehr Gesetze und Verordnungen - insbesondere am 1.  Januar 1975 das Landesfischereigesetz - in Kraft, die von der Genossenschaft zu beachten waren. Am 8. Januar 1976 kamen daher 76 Genossenschaftsmitglieder unter dem Vorsitz des damaligen Neustädter rgermeisters Klein sowie weiteren Vertretern von zuständigen Behörden im Saale Hecking in Neustadt zusammen und verabschiedeten eine aktualisierte Genossenschaftssatzung. Eine weitere Aktualisierung fand nochmals zum 6. April 1989 statt. Diese hat bis heute Gültigkeit.

 

Auch wenn erst 2023 das 100-jährige Bestehen der Neustädter Fischerei Genossenschaft gefeiert werden kann, besteht die Genossenschaft im Jahr 2018 in ihrer heutigen Form nunmehr schon seit 42 Jahren.

 

 

 

Der Maizug

 

Im Staatsvertrag zwischen Preußen und dem Hause Wied war verankert worden, dass der Netzfischfang allein dem Fürsten zu Wied als Landesherren zustand. Dieses alte Hoheitsrecht wurde alljährlich im Mai gewahrt und durchgeführt.

 

Bei diesem so genannten Maizug begaben sich ca. zehn Männer in den Fluss. Einige waren mit Hebenetzen,die 1,20 m x 1,20 m grwaren, und andere mit Scherhamen ausgestattet. Die anderen arbeiteten als Treiber, die die Fische aufscheuchten und in Richtung der Netze trieben. Es wurden mit dieser Fischfangmethode überwiegend Weißfische (d. h. Barben, Rotaugen, Nasen und Döbel) gefangen; die Edel- und Raubfische wie Forellen und Hechte wurden dabei verschont. Für die Zuschauer war diese Art des Fischens eine Attraktion; daher wurde dieser Fischzug von Ufer aus immer von zahlreichen Schaulustigen begleitet.

 

Nach der Beendigung des Fischzuges wurden die Fische nach einem bestimmten Ritual unter den Teilnehmern des Maizuges aufgeteilt.

 

Vor etwa 40 Jahren wurde diese alte Tradition letztmalig ausgeübt.

 

 

(Mit genehmigten Auszügen aus „Vor 80  Jahren: Wiedfischer schlossen sich zur Genossenschaft zusammen“ von Hans Lahr)

 

 

 

Eine der letzten „Maizüge“ mit Fischnetzen bei Wiedmühle, 1972.   Foto: Hans Lahr